durch dickicht rätsel dorn und röschen


Der Bumerang

Es spürte plötzlich mal den Drang
ganz frei zu sein ein Bumerang.
Statt seine Kurve brav zu drehen,
flog er – was niemand kann verstehen –
gerade weiter wie ein Pfeil
und landete auf einem Seil.
Da blieb er hängen, weil gebogen. –

Ihr denkt doch nicht, das ist gelogen?

TÜBINGEN. Dieses kleine Werk von Günter Sopper, das sich unverhohlen an legendäre Vorbilder anlehnt, ist ein kleines Scherzo innerhalb seiner Gedichtsammlung, die er jetzt unter dem poetischen Titel „durch dickicht rätsel dorn und röschen“ herausgebracht hat. Kurz und knitz zeigt es, dass der Autor in der obersten Liga der Verseschmiede spielt. Den in Tübingen und Kanada lebenden Österreicher (aus der Steiermark) kennen viele vor allem als Musiker. Vor Jahren war er musikalischer Leiter am LTT. Mittlerweile ist sein Metier breiter: Theatermusiker, Komponist, Dirigent, Improvisator, Kabarettist und Chansonsänger.
Seine Lyrik ist durch und durch musikalisch. Sopper beherrscht sein sprachliches Instrumentarium so gut wie die Noten. Etliche gereimte Strophen schreien geradezu nach einer Vertonung, sind ja auch Teil seines Lyrik-Musik-Programms mit dem Buchtitel „durch dickicht rätsel dorn und röschen“, der dem begehrlichen „Märchen“-text entnommen ist.

Über die Liebe

Durch fünf Abteilungen führt das Buch, wobei weniger die Themen, als die Stimmungslagen variieren. Die meisten Gedichte handeln von der Liebe, der unglücklichen, enttäuschten oft, aber auch der sehnsuchtsvollen, die brennt und zieht. Das kann dann so sinnlich werden wie in „traumleib“, dass dem Leser wahrhaftig heiss wird. Mit der selben Sprachkraft gibt er indes auch der „trennung“ Gestalt, wobei er Mittel der konkreten Poesie anwendet, um Verzweiflung und Zorn auszudrücken.
In den eher kabarettistischen Gedichten, lässt es Günter Sopper dann auch mal „jandln“, spielt mit Stabreimen („Der Wandersmann“) und offeriert rabenschwarzen Humor („Kinderlied“). Herrlich komisch ist sein Schnakenlied „die gelse“ und Satire vom Feinsten in altertümelndem Duktus und Hexameter-Rhythmen seine „Ode an die Autobahn“.
Das Buch ist über den Buchgestalter Jürgen Bachnick für 14 Euro plus Versandkosten zu beziehen: Telefon 07071/942626, Fax 07071/942625 oder email: info@bachnick.com.

Reutlinger Generalanzeiger 24.7.2004
 

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